Zu ebener Erde und erster Stock
Im 1. Stock bittet der schwerreiche Spekulant Goldfuchs zu einer festlichen Tafel und Champagner, während in der Parterrewohnung die vielköpfige Familie des Tandlers Schlucker ihr Auskommen bei Brot und Wasser finden muß. Damian Stutzel, der Schwager Schluckers, hätte ein Rezept für die Behebung dieser mißlichen Situation:
"Wenn die reichen Leut' nicht wieder reiche einladeten, sondern arme Leut', dann hätten alle genug zu essen."
Goldfuchs' Tochter Emilie ist hoffnungslos in Adolf, den Ziehsohn Schluckers, verliebt:
Zwar hat sie seinetwegen dem Hausbesitzer Zins und auch dem Protegè ihres Vaters, Monsieur Bonbon, einen Korb gegeben, doch Goldfuchs hat ihre Hand diesem Bonbon versprochen. Die schüchterne Verbindung zwischen Adolf und Emilie wird durch Verrat, Intrigen und Erpressung bedroht, und auch der letzte Ausweg, die Entführung Emilies und die Flucht der Liebenden, scheitert. Adolf sieht sich gezwungen, auf dasMädchen zu verzichten, da wendet sich das Blatt: Schlucker erhält 300 Gulden Finderlohn, während der Millionär Goldfuchs die Schulden seines Sohnes - 100.000Taler - bezahlen muß; Sepherl gewinnt in der Lotterie 800 Gulden, der Spekulant verliert sein Kapital durch den Untergang eines Schiffes, in dessen Ladung er sein Vermögen investiert hatte; Adolfs bisher unbekannter Vater weist ihm eine große Summe als Vorschuß für sein enormes Erbe an; Goldfuchs muß seinen Bankrott erklären.
Der Tausch der Wohnungen markiert den ökonomischen Umschwung, aus Schlucker wird ein arroganter Parvenü, Goldfuchs wird durch das Schicksal geläutert. Emilie glaubt nun aus Treue zu ihrem verarmten Vater auf Adolf verzichten zu müssen, doch dessen unveränderter Sinn führt doch zur Verlobung.
Wie in "Der böse Geist Lumpazivagabundus" fungieren auch in dieser Posse Liebe und Glück als Drehscheibe für die dramatische Entwicklung des Geschehens, doch verzichtet Nestroy nun schon auf die Zaubermaschinerie der "Alt-Wiener-Vorstadt-Volkskomödie". Auf einer zweigeteilten Simultanbühne erlebte der zeitgenössische Zuschauer die gegenwartsbezogene Darstellung sozialer Lebensformen: Nestroy zeichnet die Welt des Armen und des Reichen mit scharfem Realismus, wobei er die Austauschbarkeit der niederen und höheren Sphäre, sowie das für die fortschreitende Industrialisierung zeittypische Phänomen des Glücksritters und Aufsteigers mit sarkastischer Ironie darstellt. Die zeitgenössische Kritik feierte in dieser Posse die Geburt des "neuen Volksstücks".
Quelle: "Knaurs großer Schauspielführer", Droemer Knaur, München 1985
Mitwirkende
Herr von Goldfuchs - Herbert F. Seiringer
Emilie, seine Tochter - Elke Preßl
Johann, Bedienter - Bernhard Pfusterer
Fanny, Kammermädchen - Michaela Pfusterer
Friedrich - Thomas Ebner
Anton - Andreas DistIer
Schlucker, Tandler - Alois Hangler
Frau Sepherl - Hannelore Gruber
Adolf, Tagschreiber - Johann Wagner
Christoph, 12Jahre - Markus Gneiß
NetteI, 11Jahre - Christina Krautschneider
Seppel, 8Jahre - Peter Mayrhofer
Resi, 5Jahre - Kerstin Krautschneider
Damian StutzeI, Sepherls Bruder - Andreas Krautschneider
Salerl, entfernte Verwandte .- Lotte Bachmann
Georg Michael Zins, Hausherr - Herbert Seiringer
Monsieur Bonbon - Walter Schwecherl
Wilm, Sekretär d. Lords und Trumpf - Gottfried Zwielehner
Wermuth, Zuwag und Herr von Wachsweich - Marko Breber
Frau von Wachsweich und Frau Plutzerkern - Barbara Pattinger
Gerichtsbeamter und Herr von Steinfels - Josef Kiener
Frau von Steinfels - Poldi Klimstein
Grob - Markus Bürger
Meridon, Koch - Bruno Bachmann
Gäste - Maria Sögner, Maria Kirchberger
Es spielt das Kammerensemble der St.-Josefs-Bühne:
Klavier - Waltraud Brenneis
Flöte - Martina Eitzinger .
Horn - Gerhard Lugstein
Oboe - Renate Nobis
Klarinette - Barbara Pfusterer
Bühnengestaltung - Alois Hangler
Bühnenmalerei - Bruno Bachmann
Maske und Frisuren - Michaela Huber, Petra Kohberger, Johanna Kröpfel, Petra Wiesauer
Requisite - Josef Kiener
Beleuchtung - Rudi Lebersorger, Ernst Ornetsmüller, Franz Reiter
Bühnenbau:
Bruno Bachmann, Marko Breber, Robert Breber, Fritz Büchler, Markus Bürger, Andreas DistIer, Thomas Ebner, Norbert Festner, Johannes Günbacher, Alois Hangler, Josef Kiener, Rudi Lebersorger, Ernst Ornetsmüller, Andreas Pfusterer, Bernhard Pfusterer, Wolfgang Reisinger, Franz Reiter jun. und sen., Herbert Seiringer
Souffleusen:
Zu ebener Erde - Gabi Seiringer
Erster Stock - Renate Gruber
Buffet - Claudia und Karl Erkner mit Team
Musikbearbeitung - Franz A. Schatzl
Orchesterleitung - Martina Eitzinger und Klaus Duftschmid
Inszenierung - Josef Stammler